Egal ob Objekt-Theater oder Figurenspiel - diese Form unterscheidet sich in einigen interessanten Bereichen sehr vom "normalen" Theater.
- Die Größen der Figuren und der Bühnen sind absolut skalierbar.
Meine Mutter schreckte die Eier ab und meine Schwester machte "ji - ji - ji" - da waren drei Eier erschrocken. Eine winzige Szene im Format eines Kochtopfs und dreier Eier war entstanden und vergangen. 2 Akteure, eine Zuschauerin.
Die andere Anordnung in meinem Gedächtnis: eine große Theaterbühne, über die ein chinesischer Drache von einer Seite zur anderen, quer über das gesamte Publikum hinwegzischte. 500 Zuschauer. - Auch die Kosten sind skalierbar. Man kann praktisch ohne Geld aus "Abfall" Figuren und Bühne herstellen. Das ist eine Herausforderung ganz besonderer Art und führt zu sehr individuellen Ergebnissen. Geld kann man natürlich immer ausgeben.
- Eine einzelne Person kann mit sehr geringen Mitteln ein ganzes Panoptikum erstellen, regieren und beleben. Wenig Platz, dann eben klein. Wenn viel technisches Interesse besteht, sehr technisch... Mit und ohne Bühnenraum - im Team oder allein - alles ist möglich. Jeder kann seinen Ansatz finden, um einer Geschichte eine Erzählform zu geben, dass sie interessant und verständlich wird.
Puppentheater passt sich widerstandslos den Möglichkeiten an: Jedermensch-Theater. - Der "Puppenspieler" ist zu einem großen Teil Regisseur seines Dramas. Durch den technischen Abstand zur Figur und die gleichzeitige Identifikation, tritt diese grundsätzliche Doppel-Eigenschaft des Schauspielers sofort hervor. Der eigene Beobachter sein, sich selbst zusehen und gleichzeitig agieren.
- Es kann immer und jederzeit eine Mischform zum Einsatz kommen und die unterschiedlichen Größen können Verhältnisse der Macht oder soziale Unterschiede überdeutlich sichtbar machen. Dieses Erlebnis hatte ich bei einer Aufführung von Goethes Faust I in der Mischform von großem Theater mit Stabpuppen, Marionetten und Handpuppen.