Es gibt Momente, da macht es "Klick"

Die meisten kennen das vom Verlieben. Das ist etwas im Gehirn und im Gefühl.

Bei mir ist dieser Moment entstanden, als ich mit 13 Jahren Albrecht Roser in unserer Kirchengemeinde spielen sah. Er war ein Meister der stillen kleinen Geschichten, spielte mit selbstgefertigten Marionetten, ohne Bühne. Man sah den Spieler und die Figur. Und seine Figuren und Geschichten waren sehr expressiv, Marionettentheater für Erwachsene.

Zeitgleich war die Augsburger Puppenkiste ins Fernsehen gewandert und so auch für mich zugänglich. Aber die Kinderstoffe und die eher groben Figuren sprachen mich nicht so sehr an. Was mich jedoch faszinierte, war der Umgang mit der Abstraktion von Wasser: Eine wogende Plastikfolie als Meer!

In 10 Jahren habe ich mehr als 50 Marionetten gefertigt, manche für mich, die meisten im Auftrag von Freunden und Verwandten - ich habe ein bisschen Taschengeld verdient, mit der Zeit sogar einen richtigen Preis verlangt.


Nach 10 Jahren war ich 23 und ich schloss das Kapitel mit einem harten, enttäuschten “Klack”

Ich sah keine Chance, meinen Lebensunterhalt damit zu verdienen und hatte keine Lust, Figuren als Staubfänger zu entwickeln. Es war vorbei. Fertig. Ein für alle Mal beendet.

Hin und wieder mitspielen war mir peinlich. Spielen mochte ich nicht. Aber ich machte mit, auch wenn ich nicht verstand, dass diese alte Kunstform etwas bizarr Besonderes ist.


Handpuppentheater
... auch Boote sind "Figuren"

Weitere 30 Jahre später machte es doch wieder “Klick”

Der Anlass: ein Stück für ein großes Fest mit Zeltplatz auf freiem Feld, die erwachsenen Kinder hatten ihre eigenen Kinder dabei.

Die Vorbereitung im Team machte mir viel Spass: ich schaute mir selbst über die Schulter und beobachtete, dass ich alle aufkommenden Probleme in kürzester Zeit gelöst hatte. Materialeinsatz, Bühnenaufbau, Verbindungen, Spielabläufe, Reparaturen, etc.pp., alles fügte sich zusammen.

Und: ich verliebte mich in einen der Charaktere und durfte ihn auch spielen. Auch den Kaspar hatte ich übernommen, der sich gewaltig sträubte ins Spiel zu passen. Erst auf der Wiese, 10 Minuten vor Spielbeginn, wusste ich plötzlich wie die Szene funktioniert, schrieb die Szene um und voilá: sie funktionierte.

Mit 55 Jahren hatte ich endlich verstanden, was ich mit all meinen Leidenschaften und Vorlieben anfangen will:
Objekt-Theater und Figurenspiel.

Oma, Marionette